Wir wollen in diesem Jahr etwas mehr Sonne und wärmere Temperaturen geniessen. Daher entschliessen wir uns für einen Urlaub auf Madeira. Die Insel im Atlantik liegt 951 km südwestlich von Lissabon und 737 km vor der marrokanischen Küste. Vulkanischen Ursprunges war sie nie mit dem Festland verbunden, sondern „stieg aus“ dem Meer heraus.
Wir landen um 08.20 Uhr auf dem Flughafen Aeroporto da Madeira und werden mit dem Bus zum Hotel gebracht. Seja muito bem-vindo! – werden im Galo Resort begrüßt. Nachdem wir das Hotel ein wenig erkundet haben, machen wir einen ersten Rundgang durch die Umgebung des Hotels. Milde 17 Grad und die Steilküste bringen uns schnell zum schwitzen. Als wir unser Hotelzimmer beziehen und das erste Mal auf dem Balkon stehen, sind wir überwältig. Das ist ein Ausblick – Wahnsinn!
Das Wetter ist sonnig, bewölkt und mit ganz schön starken Windböen. Der Atlantik kommt mit einer starken Strömung aus dem Süden und wir geniessen die salzige Meeresluft. Das Wasser ist zu dieser Jahreszeit oft wärmer als außerhalb. Wir werden das testen – sind ja schließlich eine Woche hier. Beim Einchecken hat man uns gleich eine Führung durch die Hotelanlage mit Nicole empfohlen. Nicole ist die Gästebetreuerin hier und zeigt uns alle Winkel der Anlage mit den vielen Angeboten. Uns war bei der Auswahl gar nicht bewusst, dass das Galo Resort durch die deutsche Familie Bachmeier geführt wird. Bereits 1969 wurde zunächst ein kleines Restaurant eröffnet, einige Jahre später die Pension Galomar. Der heutige Inhaber Roland Bachmeier hat aus der Pension in vielen kleinen und großen Schritten dieses tolle Galo Resort geschaffen und führt das Unternehmen mit seinen beiden Töchtern.
Das Galo Resort liegt direkt an der Steilküste auf einer kleinen Landzunge. Durch seine privilegierte Lage, erste Reihe am Meer, bietet es traumhafte Rundblicke auf den Atlantik. Die vielen Angebote für z.B. Fitness, Sauna, Squash, Ayurveda, Massagen, Tauchen, Wander- und Fahrradtouren und die sehr freundlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen das „Galo“ zu einem echten Geheimtipp. Naja, ganz so geheim ist es dann doch nicht mehr. Immerhin bietet das Hotel 123 Doppelzimmer und ist praktisch das ganze Jahr über ausgebucht.
Zum Eingewöhnen machen wir mit Nicole am nächsten Tag eine kleine Wandertour zu der nahegelegenen Christo-Statue. Wir gehen durch den Ort Canico de Baixo entlang von vielen kleinen und größeren Villen, über Schluchten und an kleinen Feldern vorbei. Hier werden auf engstem Raum Zwiebeln angebaut und für das Zwiebelfest im Mai vorbereitet. Auf kleinen Terassen sind Weinstöcke zu sehen, die noch sehr karg aussehen. Aber der Boden untern den Weinstöcken wird auch im Winter genutzt, um Gemüse anzubauen. Hier wird das ganze Jahr über gepflanzt und geerntet – das milde Klima macht es möglich.
Bananenstauden, Zuckerrohr und natürlich Kakteen jeder Art zieren die terassenförmig angelegten Felder. Der Boden auf den Lavafelsen scheint sehr fruchtbar zu sein, aber die Bearbeitung um so schwieriger. Keine Maschinen – alles Handarbeit. Wir erfahren, dass es für die Einheimischen durchaus schwierig ist, den eigenen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Wer nicht im Tourismus tätig ist, hat es schwer. Viele wandern aus und suchen ihr Glück auf dem Festland.
An der Christo-Stue angekommen, können wir einen tollen Ausblick geniessen. Auf der einen Seite eine Badebucht, die auch die Einheimischen an jedem Wochenende zum Entspannen nutzen und auf der anderen Seite schauen wir auf unser Galo-Resort. Jetzt ist der Moment gekommen, die Temperatur des Wassers zu testen – und das mit einem tollen Blick auf die Inselhauptstadt Funchal. Das sich die Madeira’er hier wohlfühlen, kann man sich sofort vorstellen. Und für Touristen, wie wir, ist das in jedem Fall ein Highlight.
Wir fahren mit dem Cable-Car wieder aus der Bucht auf die Anhöhe und treffen uns mit Nicole und der Gruppe, um wieder zurück zu unserem Galo zu gehen. Ein toller ersten Eindruck von der Insel mit vielen interessanten Informationen.
Der Plan für den Nachmittag steht inzwischen auch fest, wir werden die Inselhauptstadt Funchal besuchen. Mit dem Buss 155 geht es über kleine Strassen, Serpentinen und durch enge Gassen nach Funchal. Eine Stunde dauert die Fahrt und der Busfahrer muß wahre Kunststücke vollbringen. Die Mitfahrer in den ersten Reihen schreien regelmäßig auf, wenn wieder mal ein LKW und ein weiterer Bus uns in einer engen Spitzkehre begegnen. Aber irgendwie kommen die Fahrzeuge immer aneinander vorbei, ohne das etwas passiert.
In Funchal angekommen, haben wir bestes Wetter und wir steigen in die Cable Car, um hoch über der Stadt den botanischen Garten zu besuchen. Die Fahrt in der Gondel dauert 18 Minuten mit tollen Ausblicken. Die Stadt ist wie ein Amphitheater angelegt. Unten am Meer und von allen Seiten sichtbar liegt der kleine Hafen, der auch Kreuzfahrtschiffe aufnehmen kann. Der botanische Garten beherbegt ein afrikanisches Museum mit Skulpturen aus Stein und Holz. Es wird jungen und renomierten Künstlern die Chance geboten, ihre eigenen Arbeiten hier zu präsentieren. Der Park ist auf 70.000 m2 angelegt und beherbergt Bäume, Blumen, Sträucher und Gewächse aus vielen Regionen der Erde. Hin und wieder lassen riesige Bäume einen tollen Blick auf die Stadt zu, ein paar Meter weiter befinden wir uns wieder im tiefen Schatten.
Entlang der Hauptroute wird auf großen Fliesentafeln die Geschichte Portugals erzählt. Nach einer kurzen Kaffepause am unteren Ende des Parks kämpfen wir uns wieder zum Ausgangspunkt zurück. Nach einem kurzen Rundgang durch die Altstadt beenden wir den Trip nach Funchal und sind rechtzeitig zum Empfang beim Hotelchef im Galo Resort zurück.
Bei dieser Gelegenheit erfahren wir von Christa und den tollen Wanderführungen. Christa ist eine Institution auf Madeira und bietet täglich Wanderungen zu unterschiedlichen Zielen auf der Insel je nach Wetterlage an. Wir melden uns gleich für eine Wanderung durch den Lornbeerwald für den nächsten Tag an.
Treffpunkt um 09.00 Uhr an der Rezeption und Abzählen der Wanderwilligen. Es werden zwei Gruppen mit Kleinbussen in den Norden der Insel nach Porto Moniz gefahren.
Wir laufen mit „Ritchi“, dem Schwiergersohn von Christa. Es ist mild und regnerisch. Der Anstieg auf den ersten kleinen Hügel hat einen Höhenunterschied von etwa 500 m und verläuft auf schnallen geplasterten Wegen, die früher für die Bewirtschaftung genutzt wurden. Die hohe Luftfeuchtigkeit treibt uns den Schweiß auf die Stirn und die Wasserflaschen sind schnell leergetrunken. Oben angekommen, fahren wir noch ein kleines Stück mit dem Bus bevor wir in den sagenumwobenen Lorbeerwald kommen. Entlang eines Wasserkanals laufen wir einen Trampelpfad auf halber Höhe durch den Wald. Diese Wasserkanäle – „Levada“ – sind auf Madeira überall zu sehen. Damit wird das Oberflächenwasser gesammelt und zu den Feldern geleitet. Das Wasser würde sonst schnell in den Lavafelsen versickern. Angeblich wird den Bauern für die Bewirtschaftung der Felder die tägliche Ration zugeteilt. Wasser ist hier kostbar.
Es regnet und stürmt und der Trampelpfad wird zunehmend rutschig. Als ein erster Wasserfall über den Weg plätschert, erkundigt sich Ritschi nach unserem Wohlbefinden: „Traut ihr euch das zu oder sollen wir umkehren“. Klar, weiter geht’s. An der nächsten Biegung und dem nächsten Wasserfall ist dann aber Schluß. Wir kehren um – zu gefährlich, außerdem nimmt der Sturm zu und die Bäume biegen sich.
Zur Belohnung für diese Anstrengung haben wir schon vor der Wandertour einen Tisch im Fischrestaurant Atlantis gebucht. Dieses gehört auch zu dem Galo Resort und liegt direkt am Wasser und ist in den Fels gebaut. Die Terasse bleibt heute unbenutzt, die Wellen peitschen an den Fels und die Fenster müssen sicher bald wieder gründlich geputzt werden. Eine tolle Atmosphäre zum Genießen. Mit diesem Blick und dem lauten, aber angenehmen Rauschen der Wellen starten wir mit dem Nationalgetränk Poncha und bestellen natürlich Fisch. Garnelen mit Chilli, Pfeffer und Knoblauch als kleiner Einstieg und dann ein Zackenbarsch und ein Papageienfisch. Beim Wein bleiben wir auch bei der Empfehlung des Hauses – leicht fruchtig, etwas Pfirsich und trocken – alles zusammen ein Traum.
Am Freitag soll es einen weiteren Höhepunkt geben: Einen Schnorchelkurs mit anschließender 2,5 stündiger Schnorcheltour im Atlantik an der Küste entlang. Das Wasser hat durch den Golfstrom eine Temperatur von gut 18 Grad, da kann man es schon eine Weile aushalten. Hoffentlich beruhigt sich das Wetter und der Wellengang lässt diese Aktion zu. Wir gehen gleich um 09.00 Uhr zu Diving-Station und müssen leider erfahren, dass heute weder schnorcheln noch tauchen möglich ist. Der nächste Kurs findet am Dienstag statt, wenn das Wetter passt. Dann sind wir auf der Heimreise – so’n sch…… Jetzt brauchen wir einen Plan B.
Wir hatten ohnehin noch die Altstadt von Funchal auf unserem Zettel. Also ist das heute dran. Mit dem Bus 155 direkt vor dem Hotel und wieder mit einem sehr engagierten Busfahrer durch die kleinen Gassen und Straßen bis nach Funchal. Nach kurzer Orientierung finden wir im Reisführer eine Route durch die Altstadt, der wir dann versuchen zu folgen. Wir finden die Statue von Zarco, dem Gründer der Stadt; die große Kirche SE einige Meter weiter und das Rathaus mit dem schönen Platz davor.
Viele kleine Gassen mit Restaurants und Geschäften sorgen für viel Abwechselung.
Die größte Mühe haben wir mit der Beschreibung im Reiseführer. Und wenn wir sicher waren auf dem richtigen Weg zu sein, fehlten die Straßenschilder. Ist ja schließlich nicht in Deutschland. Wir finden uns dennoch zurecht und besuchen als Abschluß eine Markthalle mit großem Treiben. Gemüse und Obst in einer unglaublichen Vielfallt.
Wir lassen uns verführen und probieren einige Früchte. Wir sind gefangen und kaufen zu einem völlig überzogenen Preis eine Tüte mit Mangos und sonstigen unbekannten Früchten. Im Hotelzimmer angekommen stellen wir fest, ein Messer zum Aufschneiden hätten wir auch noch kaufen sollen.
Ein weiterer Höhepunkt ist die Bustour zu dem dritthöchsten Berg auf Madeira „PICO do Arieiro“ mit 1810 Höhenmeter. Wir haben Glück mit dem Wetter und eine fantastische Aussicht.
Die Wolken liegen unter uns und bedecken die Stadt Funchal und den Atlantik. Wir werden von der Reisleiterin belehrt, dass hier im Winter schonmal Schnee fällt – 15 – 20 cm – und dann die Madeira’er mit ihren winteruntauglichen Auto’s hier hoch fahren um mit den Kindern im Schnee zu spielen. Das Chaos kann man sich bildlich vorstellen denn Winterreifen oder gar Schneeketten gibt es hier nicht. Als Beweis, dass sie tatsächlich im Schnee waren, werden Schneemänner gebaut und auf den Dächern der Auto’s ins Tal transportiert. Es gibt noch viele weitere Geschichten rund um diesen Berg aber wir geniessen jetzt erstmal diesen tollen Ausblick. Wir fahren mit dem Bus die engen Straßen wieder bergabwärts in Richtung der Ostküste und steuern den Ort Santana an. Dort stehen die berühmten strohbedecken Häuschen, in denen die Insulaner zu früheren Zeiten gewohnt haben. Auf dem Weg dorthin erhalten wir viele interessante Informationen, u.a. dass wir uns bei einem Besuch auf dem Wochenmarkt in Funchal vor den Obstverkäufern in Acht nehmen sollen. Die Preise dort wären extrem überteuert. Wir können dies aus eigener Erfahrung bestätigen.
Die Tour führt uns durch enge Täler bergab und bergauf durch den Urwald, der inzwischen als Nationalpark unter Naturschutz steht. Lorbeerbäume und Eukalyptusbäume wachsen an den steilen Hängen. Auch riesige Baumfarne sind zu sehen. In Santana angekommen werden wir direkt zu den besagten strohbedeckten Häuschen der früheren Landbevölkerung gebracht. Einige wenige sind tatsächlich noch bewohnt. Naja etwas für die deutschen Touristen, die inzwischen auch alles fotografieren, was sich in den Weg stellt. Zum Abschluß der Tour fahren wir nach Machico – der ersten Hauptstadt von Madeira – und dann an die östlichste Landzunge der Insel, der „Ponta de Sao Lourenco“. Wieder eine tolle Aussicht, diesmal können wir mit einem Blick sowohl die schroffe Nordseite und die etwas flacher abfallende Südseite der Insel sehen. Wir kommen mit vielen Eindrücken und Bildern zurück ins Galo Resort und buchen direkt einen Mietwagen für den nächsten Tag, um nun auch den Westen der Insel zu entdecken.
Der erste Blick morgens nach dem Aufstehen ist immer der nach dem Wetter. Nach ein paar Tagen haben wir es gemerkt, auch wenn um 08.00 noch dichte Wolken am Himmel ziehen, werden sie von der Sonne spätestens um 10.00 Uhr vertrieben. Wir frühstücken direkt am Pool und geniessen die leichte frische Brise. Dann wird uns der Leihwagen bereitgestellt und wir düsen los. Das erste Ziel ist die Aussichtsplattform mit einem Glasboden bei Cabo Girao. Wieder so ein toller Blick, aber beim Betreten der Plattform überkommt uns schon ein etwas komisches Gefühl. Wir fahren jetzt die alte Küstenstraße weiter mit vielen Kurven und direkt an steilen Abhängen. Oft halten wir kurz an um einen kurzen Moment die Blicke zu geniessen und die Eindrücke abzuspeichern. Ein besonderer Ort ist auch Ponto do Sol. Mit seinen hohen Palmen direkt an der Promenade und den prunktvollen Gebäuden ist das ein Ort mit mediterranem Flair. Besonders hat es uns diese Brücke Ponte do Caminho Real angetan, die zu früheren Zeiten Teil des Wegenetzes war. Wir fahren weiter auf der Küstenstraße nach Westen, die nun immer kurviger wird und sich allmählich an den steilen Felsen hochschlängelt. Die Ort werden kleiner und vom Tourismus nahezu unberührt. Nach einer längeren Fahrt kommen wir in Ponto do Pargo, dem westlichsten Punkt der Insel an und machen einen Halt um zu dem Aussichtspunkt mit Leuchtturm zu laufen. Es ist inzwischen Nachmittag geworden und die Sonne steht hoch während wir den kleinen Spaziergang vom Parkplatz bis zum Leuchtturm machen.
Dieser bunte Vogel ist die Strelizie und findet man in vielen Gärten und der Natur auf der Insel – ein Symbol von Madeira. Wir fahren über Ponto Moniz – unserem ersten Ausflugsziel – weiter an der Nordküsten entlang. Wir hatten schon am zweiten Tag gelernt, das der Norden der Insel nur sehr wenig Bewohner zählt weil die Felsen sehr steil und schroff direkt bis an den Atlantik reichen. Hier gibt es aber viel Wasser und so mussten die Levadas gebaut werden, um die Landwirtschaft an den Südhängen mit dem nötigen Wasser zu versorgen.
Genug erzählt, den letzten Tag lassen wir es uns an der Atlantis-Bar gut gehen. Noch schnell einen kleinen Sonnenbrand, Wein aus der Region, ein paar Tapas und das Rauschen der Brandung. Wir werden das vermissen. Vielen Dank an unsere persönliche Reiseberaterin Nina (www.reiseberatung-edertal.de), bester Service, alles gut vorbereitet und eine tolle Empfehlung.
Inzwischen zu Hause angekommen, haben wir uns die Winterpullis wieder übergezogen.
Viele Grüße Katrin und Siggi